Hannover- Würzburg

Bereits in den sechziger Jahren zeichnete sich ab, daß die Route Hannover- Würzburg über Göttingen, Bebra und Fulda an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt war. Die DB plante daher eine Neubaustrecke mit großen Kurvenradien und geringen Steigungen. Am Tag sollte der Personen- Fernverkehr stattfinden, für die Nacht waren schnelle Güterzüge eingeplant.

Im Bereich Kassel gab es verschiedene Trassenvarianten:

Realisiert wurde letztlich eine preisgünstige Strecke westlich der bestehenden Bahnanlagen (eine Variante der Westtrasse).

Der Bahnhof Wilhelshöhe wurde komplett neu gebaut, mit vier Bahnsteiggleisen auf der Westseite für den Fernverkehr, vier Bahnsteigen für den Regionalverkehr auf der Ostseite und 2 Gleisen mittig für die Güterzüge zum Rangierbahnhof.

Im Jahr 1981 fand der erste Spatenstich für ein Bauwerk der NBS in Kassel statt, eine Überführung für die Gütergleise aus Warburg im nördlichen Bereich des Rangierbahnhofes. Zehn Jahre lang wurden die Gleisanlagen nun Schritt für Schritt an die neuen Erfordernisse angepasst, zuletzt dann hinter Lärmschutzwällen und -wänden gut versteckt. Der Bahnhof Kassel- Kirchditmold, Clubhaus der Eisenbahnfreunde Kassel, fiel einem solchen Wall zum Opfer.

Am 2. Juni 1991 um 8 Uhr 14 erreichte der erste planmäßige ICE den Bahnhof Wilhelmshöhe.

Durch die veränderten politische Bedingungen (Wiedervereinigung) muß der Bahnhof heute auch noch verstärkt Ost- West- Verkehr aufnehmen, für den er eigentlich nicht geplant war.

1986 bei Melsungen
Pfieffe-Tal zwischen Melsungen und Spangenberg im Sommer 1986. Von der Neubaustrecke ist noch nichts zu sehen!
1987: am gegenüberliegenden Hang erkennt man die Baustelle am Südportal des Weltkugel-Tunnels.
September 1987: der Trassenverlauf zeichnet sich bereits deutlich ab, während die Pfeiler wachsen ...

Oktober 1988: am diesseitgen Hang, auf halber Höhe zwische den Bäumen, liegt die Trasse der stillgelegten "Kanonenbahn" (Berlin -) Waldkappel - Malsfeld ( - Koblenz)

1. April 1990: fertig! Die Schienen liegen, die Oberleitungsmasten stehen - es fehlt nur noch der Fahrdraht.
Pfieffe- Talbrücke im Juli 1991: die Züge rollen!
Halbzeit in Wilhelmshöhe: die Osthälfte ist schon fertig, im Westen entstehen die Fernbahnsteige. Juni 1988
401 556-6 als erster planmäßiger ICE in Kassel- Wilhelmshöhe am 2. Juni 1991 8:14
Der Alltag hält Einzug. Hier ein lokbespannter IC, wie er anfangs in Richtung Berlin verkehrte. Im Hintergrund das Wahrzeichen Kassels, der Herkules.
Auch das gab es gleich am Anfang: im Juli entgleiste ein Güterwagen und beschädigte die Betonschwellen der NBS. Die schnellen Renner mußten deshalb ab Ihringshausen die alte Route nach Wilhelmshöhe nehmen. Schön für die Fotografen, denn so kamen alle Züge über diese "Paradestrecke", statt in den Tunnel abzutauchen.
Betriebsbahnhof Körle mit lokbespanntem IC, Frühjahr 1992
Literatur zur Neubaustrecke Hannover-Würzburg:
  • Klotz, Günter: Bahnbau und Bürgerbeteiligung, Universität Kassel, 2002
  • Engles, Klotz, Lengemann: Mitten in Deutschland-der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, Hestra-Verlag, Darmstadt, 1991

Volker Credé, Kassel, im Februar 2008