Projekte

Nichts ist beständiger als der Wandel- das gilt natürlich auch für die Kasseler Bahnanlagen. Nachfolgend sind einige Projekte dargestelt, die nie zur Ausführung kamen ( oder vielleicht sogar noch in der Zukunft umgesetzt werden !)

Witzenhausen-Grossalmerode-Kassel
Karlshafen, rechtes Ufer-linkes Ufer
Kassel-Köln
1863 wurde der Bau einer Eisenbahnstrecke von Kassel nach Köln diskutiert. Die Trasse wäre über Wolfhagen und Korbach verlaufen. 1910 wird dieser Gedanke erneut aufgegriffen, diesmal mit der Prämisse einer elektrischen Vollbahn für den Fern- und Nahverkehr.
Wolfhagen-Fritzlar
1909 plant man eine Verbindung von Wolfhagen über Naumburg und Züschen nach Fritzlar (Strecke Wabern- Korbach). 1911 wird dieses Vorhaben vom Regierungspräsidenten im Auftrag des Ministers für öffentliche Arbeiten abgelehnt.
Grifte-Naumburg
1896, also drei Jahre vor Eröffnung der Kleinbahn Grifte- Gudensberg, berät man über die Weiterführung nach Naumburg.
Wolfhagen-Veckerhagen
Unglaublich, aber wahr: 1904 will der Hofgeismarer Fabrikant A. Eisenberg eine Linie Wolfhagen- Hofgeismar- Veckerhagen errichten. Damit wäre das westliche und nördliche Umland an die Weser angeschlossen worden.
Wolfhagen-Herzhausen
1913 erwog man auch den Bau einer Strecke Wolfhagen- Freienhagen- Höringhausen- Herzhausen (an der Strecke Korbach- Frankenberg gelegen).
(Warburg-) Wolfhagen- Naumburg- Niedenstein- Guntershausen -(Thüringen)
Im gleichen Jahr kommt ein Gedanke auf, von Warburg unter Umgehung Kassels direkt nach Guntershausen zu trassieren. Man hatte wohl die schweren Kohlezüge aus dem Ruhrgebiet vor Augen, die auf der hauptbahnmässig auszubauenden Strecke nicht in das Kassler Becken hätten hinab und wieder herausfahren müssen.
Naumburg-Netze
Naumburg-Wolfhagen
Streckenplanung westlich von Cassel am Anfang des 20. Jahrhunderts: aus Naumburg wäre beinahe ein Knoten ähnlich Korbach geworden!

Die elektrische Ringbahn von Fritz Stück
Der Kassler Architekt Fritz Stück (1881-1949) hat sich in den zwanziger Jahren Gedanken über die Entwicklung Kassels gemacht. Neben Plänen für Sportstätten, Ausstellungsgeländen und Strassen (einschließlich der zukünftigen Autobahnen) entwarf er auch neue Anlagen für die Eisenbahn. Der Hauptbahnhof war zwar erst 1913 erweitert worden, aber seine Lage als Kopfbahnhof war weiterhin für den Durchgangsverkehr sehr hinderlich. Der von Stück geplante Fernbahnhof lag südlich des Bahnhofs Wilhelmshöhe - fast genau dort, wo ein halbes Jahrhundert später der ICE- Fernbahnhof entstanden ist. Äußerst reizvoll ist allerdings Stücks Gedanke zu einer zweigleisigen elektrischen Ringbahn vom Fernbahnhof über Niederzwehren, Waldau, Bettenhausen, Hafen, Fuldabrücke, Wolfsanger und Rothenditmold (Unterstadtbahnhof). Bis auf die Fuldabrücke und den Tunnel unter dem Stadtteil Wolfsanger (grün dargestellt) waren (und sind auch noch heute!) die Gleisanlagen vorhanden und benutzbar.



Wer mehr über Fritz Stück, sein Leben, sein Wirken und seine Pläne für Kassel erfahren will, dem sei der Aufsatz "Fritz Stück und die Stadtplandiskussion im Kassel der Weimarer Republik" von Folckert Lüken-Isberner wärmstens empfohlen. Er ist erschienen im "Hessischen Jahrbuch für Landesgeschichte 1990).
Auch heute, nach über 80 Jahren, haben Stücks Pläne nichts von ihrem Charme verloren.  Durch den Wandel, der sich nach 1945 vollzogen hat, sind sogar noch viele attraktive Ziele "am Ring" hinzugekommen:
  • Hallenbad Ost
  • Städtische Kliniken
  • Universität am Holländischen Platz
  • Berufsschulzentrum
  • Messehallen
  • Einkaufszentrum Niederzwehren
  • Presse- und Druckzentrum
Auch der Bahnhof Kirchditmold mit seiner Nähe zur Friedrich List- Schule hätte als "Ringbahnhof" sicher überlebt.
Andererseits tun sich auch Fragen auf:
  • wie aufwändig wäre die Überquerung der Fulda geworden? Zum Schutz vor Hochwasser hätten weitläufige Vorflutbrücken errichtet werden müssen.
  • wie wäre der Möcheberg überwunden worden? Hätte sich ein Tunnel bei der vorhandenen Bebauung überhaupt noch realisieren lassen?
  • wie wäre die nördliche Einführung in den (alten) Hauptbahnhof umgesetzt worden? Was in den Skizzen als Viertelkreis leicht darstellbar ist, wäre in Wirklichkeit ein enger Bogen mit ganz erheblicher Steigung, teilweise in Tunnellage unter dem Gleisvorfeld, geworden!
Wie hätten wohl die Fahrzeuge der "Ringbahn" ausgesehen?
1928 2006




Der Hauptbahnhof als Durchgangsbahnhof
Noch während des zweiten Weltkrieges entstanden im Auftrag von Albert Speer Pläne für den Wiederaufbau der zerstörten Städte. Auch für Kassel gab es solche Pläne, die eute im Stadtarchiv aufbewahrt werden. Mit der Eisenbahn hatte man Interessantes vor:
  • Der Kopfbahnhof sollte endgültig verschwinden. Für einen Durchgangsbahnhof hat man das Gelände des Unterstadtbahnhofes auserkoren.
  • Der Möncheberg wird mittels Tunnel unterfahren.
  • In Ihringshausen wird ein Gleisdreick gebaut, was Fahrten Richtung Hann- Münden und Warburg erlaubt.
  • Zwischen Niedervellmar und Mönchehof entseht ein Verbindungsgleis
  • westlich der Gleise entsteht eine Schnellstraße entlang der Stadtteile Harleshausen, Kirchditmold, Wahlershausen.
Diese beiden Bilder zeigen den Generalbebauungsplan für Kassel aus dem Jahr 1945. Sie sind der Niederschrift eines Vortrages entnommen:
Prof. Ingrid Lübke, Dipl. Ing. Nadine Janz, Dipl. Ing. Torben Schmitt: "Die 1950er Jahre in Kassel in einem neuen Licht", gehalten am 21.5.2005 im Kassel Kultursalon, nachzulesen auf der Webseite der Universität Kassel, Fachbereich 6


Volker Credé, Kassel, im Mai 2006