Hauptbahnhof (1)


Planungen bezüglich des Standortes
Um 1844 begann man in Cassel, sich mit den Plänen für einen Bahnhof zu beschäftigen. Aus allen vier Himmelsrichtungen wurden Bahnstrecken zur Residenzstadt gebaut. Anfängliche Überlegungen, für jede Bahn einen eigenen Kopfbahnhof zu errichten, wurden bald fallengelassen. Alle Gesellschaften sollten eine gemeinsame Station anfahren. Um den Betrieb nicht zu erschweren, wurde ein Durchgangsbahnhof favorisiert. Leider kam es anders. Der belgische Ingenieur Splingard, der mit der Ausführung der Streckenbauten beauftragt war, wählte als Standort für den zukünftigen Bahnhof den Nordhang desKratzenberges. Grund für seine Wahl war die Nähe zur Innenstadt. Hier war aber nur die Errichtung eines Kopfbahnhofes möglich.
Der Entwurf

Entwurf für den Bahnhofsneubau (Reproduktion einer alten Postkarte, Sammlung steamy)
Der Neubau
Im Jahr 1856 ging der neue, nach Plänen von Gottlob Engelhard angelegte, Neubau in Betrieb. Zu seiner Zeit war es der größte Bahnhof Europas! Das Empfangsgebäude war hufeisenförmig angelegt, alle Bahnstrecken mündeten in mehr oder weniger großen Bögen von Westen her in den Bahnhof ein. Einzig die Halle- Casseler - Bahn baute sich einen eigenen Güterbahnhof, den heutigen Unterstadtbahnhof.

Gleisseite des Bahnhofs in den Jahren vor 1898. Reproduktion einer alten Postkarte, Sammlung K. Flader

Strassenseite um 1900. Reproduktion einer alten Postkarte aus der Sammlung von K. Flader
Der Umbau
Das steigende Verkehrsaufkommen zwang die preussische Staatsbahn, in deren Besitz mittlerweile alle Fernbahnen gelangt waren, die Gleisanlagen umzugestalten. Hatte es bisher nur einen breiten "Perron" gegeben, so mußte dieser nun dem Bau von drei schmalen Bahnsteigen weichen. Immerhin erhielt man durch diesen Umbau sechs Bahnsteigkanten. Die Baumaßnahmen fanden zwischen 1899 und 1903 statt.

Ein Personenzug steht abfahrbereit auf Gleis IV (die Zählung begann seinerzeit im Norden!). Zuglok ist eine preussische P4.2 (oder eine S3). Das Foto wurde freundlicherweise vom Stadtmuseum Kassel zur Verfügung gestellt.

Die Erweiterung
Bereits sechs Jahre nach diesem Umbau war der Hauptbahnhof erneut den Anforderungen des angestiegenen Verkehrs nicht mehr gewachsen- eine Erweiterung stand an. Die Ortsgüteranlage wurde nach Norden verlegt, der Nordflügel von Engelhards Bau abgerissen. Auf dem frei gewordenen Gelände konnten drei weitere Bahnsteige angelegt werden.
Ansichten aus den dreissiger Jahren (Reproduktionen alter Postkarte, Sammlung steamy)
Auf dem Luftbild sieht man deutlich die Neubauten auf der Nordseite (rechts) und den abseits liegenden Güterbahnhof.

Volker Credé, Kassel, im Dezember 2013